Die Gedenkveranstaltungen finden zu runden Geburts- oder Todestagen von regionalen Poet:innen statt als Retrospektive und Würdigung ihres Schaffens und – um das Andenken an Leben und Werk lebendig zu halten.
Die Veranstaltungsreihe wurde 2018 ins Leben gerufen, untenstehend sind diese dokumentiert.
2023 finden insgesamt 6 Veranstaltungen statt.
Gedenkreihe, Jahresprogramm 2023
10. Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» Donnerstag, 02.02.2023
Meret Oppenheim (06.10.1913–15.11.1985) zum 110. Geburtstag
Zur Ausstellung Meret Oppenheim. Mon exposition hat das Kunstmuseum Bern ein Digitorial® lanciert, das in fünf Kapiteln verschiedene Stationen in Oppenheims künstlerischer Entwicklung nachzeichnet. Darunter ihr erster Aufenthalt in Paris und ihr daraus resultierendes internationales Netzwerk, ihre Rückkehr nach Basel und die darauffolgende Krise, die sich auch in ihrem künstlerischen Schaffen äusserte, der Umzug nach Bern, wo sie Teil einer neuen avantgardistischen Kunstszene wurde, ihre Auffassung eines «androgynen Geistes» in der Kunst und die grosse Anerkennung, die ihr einige Jahre vor ihrem Tod zuteilwurde.
Das Digitorial® ist online abrufbar, frei zugänglich und ermöglicht Kunstinteressierten aller Altersgruppen einen Einblick in Leben und Werk Oppenheims. Es eignet sich als digitales Vermittlungsinstrument sowohl zur Vorbereitung und als Vertiefung der Ausstellung, kann aber auch unabhängig davon besucht werden. Link: meretoppenheim.kunstmuseumbern.ch
Bild Startseite: «Röntgenaufnahme des Schädels M.O.», 1964/1981, Silbergelatineabzug 40,5 × 30,5 cm, Hermann und Margrit Rupf-Stiftung, Kunstmuseum Bern
Oh große Ränder an meiner Zukunft Hut!
Wie sprießen die Blumen, der Himmel wälzt sich im
Meer. Die Fische tragen seinen Schleier, und ohne die
Korallen zu verletzen, eilen sie hurtig von Stein zu Stein
und saugen den Quallen ihren Honig aus, um ihn auf
ungehobelten Brettern ihrem König darzubringen.
Seine goldnen Tressen klettern an ihm auf und ab, die
Ringe rollen um sein breites Haupt, seine Füße
werden von seinen Händen liebkost, und die Sonne
selbst erwärmt sein Herz.
Meret Oppenheim (1913–1985)
Aus: «Warum ich meine Schuhe liebe». Mode – Zeichnungen und Gedichte.
Hg. von Christiane Meyer-Thoss. Berlin: Insel Verlag, 2013.
Die erste Veranstaltung in dieser Reihe fand im Rahmen des Tag der Poesie 2018 statt und war Daniel Walter gewidmet, der am 9. September 2018 vor genau 10 Jahren aus dem Leben schied. Am Samstag, 08.09.18, als Schlusspunkt der «Poesie-Karawane» erzählte Matthyas Jenny auf der Ueli-Fähre aus dem Leben von Daniel Walter und las Auszüge aus dessen Nachlass.
2. Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» Montag, 05. November 2018
Manfred Gilgien (05.11.1948–09.11.1993) – 25 Jahre
18 Uhr – Textbistro, Philosophischer Salon von Dominique Zimmermann,
Turnerstrasse 30, 4058 Basel
Matthyas Jenny erzählt aus dem Leben des Baslers und liest Gedichte und Prosa vor.
Es gibt nur ein Buch von ihm: «Strassen-Tango – Gedichte und Prosa» das 1978 im Verlag Nachtmaschine Basel erschienen ist (2. Auflage 2005 mit einem Vorwort von Hansjörg Schneider). Der poète maudit Manfred Gilgien ist vor 25 Jahren verstorben, er wurde auf dem Friedhof Arlesheim beerdigt.
3. Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» Samstag, 15. Dezember 2018
Ewald Käser (19.08.1942–15.12.2003) – 15 Jahre
17 Uhr – Café Jêle, Mülhauserstr. 129, 4056 Basel
Linda Stibler erzählt aus Ewald Käsers Leben als Journalist, Redaktor, Jazzarchivar und Dichter – begleitet von der Jazzband StandART mit Helene Stehli (Voc), Andi Schneider (Piano) und Roger Morger (Tenor/Sopran-Saxophon).
Ewald Käser ist in Rheinfelden aufgewachsen. In Basel besuchte er das Realgymnasium. Ab 1962 studierte er an der Universität Basel bei Walter Muschg Germanistik. Unter dem Eindruck der Ereignisse des Jahres 1968 gab er das Studium auf und wandte sich dem engagierten Journalismus zu. Journalist und Redaktor bei der National-Zeitung und der Basler AZ.
4. Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» Samstag, 19. Januar 2019
Christoph Mangold (17.03.1939–19.01.2014) – 5 Jahre
16:30 Uhr – im kleinen Literaturzimmer der Bachletten Buchhandlung, Bachlettenstrasse 7, 4054 Basel
Matthyas Jenny erzählt aus Christoph Mangolds Leben (er war damals sehr oft in der Bachletten Buchhandlung) als Journalist und Dichter und liest Gedichte aus dem Gedichtband «Gras anmalen» (1980 Verlag Nachtmaschine Basel).
Christoph Mangold (* 17. März 1939, † 19. Januar 2014) ist in Basel geboren und gestorben. Er arbeitete als Journalist, Werbetexter, Lektor und Kritiker. Neben Prosa und Lyrik schrieb Mangold auch Hörspiele. Ab 1964 publizierte er unter dem Pseudonym Lynkeus. Er war Mitglied der Gruppe Olten, des PEN, des VSJ (Verband der Schweizer Journalistinnen und Journalisten) und der Partei der Arbeit. Er lebte in Basel und Dalmatien.
5. Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» Montag, 21. Januar 2019
Cécile Ines Loos (04.02.1883 in Basel – 21.01.1959 in Basel) – 60 Jahre
18.00 Uhr – Textbistro, Philosophischer Salon von Dominique Zimmermann, Turnerstrasse 30, 4058 Basel
Die Basler Dichterin Isabelle Schaub liest eine Hommage – anschliessend berichtet Dr. Charles Linsmayer über Cécile Ines Loos und ihre schweren letzten Jahre in Basel. Dazu ein Zitat: «...nun aber kann ich auch nicht plötzlich aufhören zu leben, auch wenn ich nichts anderes verdiene als die Fr. 62.– Alterskasse.» (An Franz Beidler, 1.4.1952).
Weitere ausführliche Informationen über das tragische Leben von Cécile Ines Loos finden Sie hier.
6. Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» Freitag, 22. Februar 2019
zum 20. Todestag der Baselbieter Mundartdichterin Helene Bossert
19.30 Uhr im Dichter- und Stadtmuseum, Rathausstrasse 30, 4410 Liestal
Die in Zunzgen aufgewachsene Helene Bossert (08.04.1907–21.02.1999) wurde mit ihren Gedichten und Hörspielen bekannt, bevor sie 1953 an einer Studienreise in die Sowjetunion teilnahm. Diese Reise auf der Höhe des Kalten Krieges machte sie und ihre Familie zum Opfer einer antikommunistischen Diffamierungskampagne in der Presse und ernsthafter Schikanierungen an ihrem damaligen Wohnort Sissach. Erst 1970 wurde Bossert rehabilitiert.
Der Basler Autor, Verleger und Literaturaktivist Matthyas Jenny und der Museumsleiter Stefan Hess stellen die engagierte und zugleich einfühlsame Dichterin vor und berichten aus ihrem ereignisreichen Leben. Jennys Reihe ‹Gegen das Vergessen› erinnert an Dichterinnen und Dichter von Basel-Stadt und Baselland, jeweils an runden Todestagen. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Dichter- und Stadtmuseum.
7. Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» Dienstag, 09. April 2019
Dieter Fringeli (17.07.1942 – 09.04.1999) – 20 Jahre
19 Uhr im Raum für Poesie Basel, Kembserweg 7, 4055 Basel
Dieter Fringeli war Schriftsteller, Dichter, Essayist, Herausgeber und Publizist, sowie Dozent an der ETH Zürich / University of Southern California und Redaktor der Basler Nachrichten/Zeitung.
Gedichte: 11 Gedichtbände u.a. Zwischen den Orten (1965); Was auf der Hand lag (1968), Ich bin nicht mehr zählbar (1978); Unter mir gesagt (1991) - u.a.
Prosa, Essays: 9 Titel u.a.: Die Optik der Trauer – Alexander Xaver Gwerder (1970); Dichter im Abseits – Schweizer Autoren von Glauser bis Hohl (1974); Nachdenken mit und über Friedrich Dürrenmatt (1977); Reden und andere Reden – Politik und Sprache (1979); Das Heimatlos – Herkommen und Hingehen (1995) - u.a.
Herausgeberschaft: 5 Titel u.a.: Gut zum Druck – Literatur der Deutschen Schweiz seit 1964 (1972); Mach keini Schprüch – Schweizer Mundartlyrik des 20. Jahrhunderts (1981); Haltla – Basel und seine Autoren (1978) - u.a.
Alle Bücher von Dieter Fringeli liegen zur Ansicht an der Veranstaltung auf.
Das einzige vor Ort kaufbare Buch ist: ich bin mein gutes recht. Gedichte aus dem Nachlass mit einem Vorwort von Adolf Muschg und einer CD mit zehn Lieder von Daniel Weissberg, Verlag Nachtmaschine Basel 2005, CHF 25.00.
Ulla Fringeli war ab 1978 erste Koordinatorin für Öffentlichkeitsarbeit bei der Uni Basel; von 1991 bis 2017 redaktionelle Leitung des «Schwarzbueb, Jahr und Heimatbuch des Schwarzbubenlandes und Laufental» (1923 gegründet von Albin Fringeli, 24.03.1899-07.07.1993, Vater von Dieter Fringeli).
8. Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» Mittwoch, 01.05.2019
Andreas Baltasar Wenger (29.10.1950 – 01.05.1984) – 35 Jahre
19 Uhr im Lesesalon, Oberwilerstrasse 22, 4054 Basel | Eintritt: Kollekte | mit anschliessendem Apéro
1955 zog die Familie von Buus nach Kleinhüningen ins Arbeiterquartier von Basel.
Andreas brach im Herbst 1969 die Handelsmaturschule ab. Er arbeitete danach in der Buchhandlung Wepf und u.a. als Sekretär bei einem Architekten.
Er schrieb viele Gedichte und Prosa und hatte einige Lesungen in Basel – u.a. im Oberlichtsaal der Kunsthalle Basel. Im Mai 1974 zog er nach Berlin wo er in der wissenschaftlichen Buchhandlung Rottacker Arbeit fand und ununterbrochen weiterschrieb. 1975 oder 1976 zog er wieder nach Zürich wo er in der wissenschaftlichen Buchhandlung Freihofer arbeitete. Andreas Baltasar Wenger schrieb Gedichte, 2 Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten.
Er veröffentliche insgesamt 8 Gedichtbände im Eigenverlag:
1971 plastic.computerblues – lyrische maschinen
1973 Nachtfalter April – Ein Lyrisches Epos
1974 zeitspuren aufgebrochen, Gedichte
1976 vage zeichen aus den mauern der stadt, Gedichte – Edition November
1976 Worte gegen das Lebendige gefrieren zu Inseln der Ohnmacht – Edition November
1978 Im Räderwerk der kargen Jahre, Gedichte – Edition November
1982 Fährte in Nirgends, Gedichte – Edition November
1984 Momente strikter Ästhetik, Gedichte - Edition November
1970 Texte für die Rockband «Toad» die im damaligen Bierkeller im Kleinbasel spielten.
2005 Ein glückliches Leben – 7 Erzählungen aus dem Nachlass – Verlag Nachtmaschine Basel
9. Gedenkveranstaltung «Gegen das Vergessen» Sonntag, 09.02.2020
Hilde Ziegler (20.06.1939–09.02.1999) – 21 Jahre
17 Uhr im «Raum für Poesie», Kembserweg 7, 4055 Basel | Eintritt: Kollekte | Apéro
Matthyas Jenny: Begrüssung, Einführung, Moderation
Alisha Stöcklin liest aus dem Buch: Während der Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke (Lenos)
Hans Hollmann und Urs Bihler sprechen über ihre Begegnungen mit Hilde Ziegler.
Elsbeth Rüedi zeigt zahlreiche Porträts von Hilde Ziegler.
im Anschluss wird ein Film gezeigt:
Je nachdem, wie der Wind weht, hört man die Glocken von Basel oder die Schüsse im Elsass (1990, 65 Minuten)
Regie: Peter Reichenbach, Nicolas Ryhiner/Kamera: Walter Hasenfratz.
1988 erschienen ihre Kindheitserinnerungen Während der Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke
1999 folgte der Band Guten Morgen und Goethe Nacht mit Kolumnen
(1991–99 für die Dreiland-Zeitung geschrieben, damals eine Beilage der Basler Zeitung)
Mit ihrem ersten Buch Während der Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke machte sich die Schauspielerin Hilde Ziegler auch als Autorin einen Namen. Sie kehrt darin in die Zeit und in das Dorf ihrer Kindheit zurück, nach Weil am Rhein – 700 Meter von der Schweizer Grenze, drei Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Die Erinnerungen des Mädchens setzen sich zu einem eindrücklichen Bild zusammen, welches das Leben in einem Grenzort – «je nachdem, wie der Wind weht, hört man die Glocken von Basel oder die Schüsse im Elsass» – in einer schwierigen Zeit darstellt. Entstanden ist eine eigenwillige Chronik der Kriegs- und Nachkriegsjahre.